Samstag, 27. Januar 2007

Ein Märchen der Neuzeit:

Es war einmal eine Prinzessin. Sie war sehr hübsch und zierlich und hatte im allgemeinen auf Männer eine mächtige Wirkung. Diese Prinzessin war nicht reich, sie war eher arm, das lag wohl daran, dass sie keine Lust zum Arbeiten hatte, denn sie war schließlich eine Prinzessin und erhaben über diese elenden Frondienste, die andere, gemeinere Leute leisten mussten. Und so lebte sie seit ihrem achtzehnten Lebensjahr von der Sozialhilfe, wie man es in ihrem Lande nannte. Wie auch immer... Die Prinzessin verliebte sich oft, aber diese Liebesverhältnisse dauerten nicht lange an. Es ging immer schief. Auch als sie einem flüchtigen Liebhaber ein Kind abtrotzte, ging es schief. Der flüchtige Liebhaber war zuerst sauer, aber dann versuchte er, mit der Prinzessin und dem Kind zusammenzuleben. Es scheiterte nach ein paar Monaten. Aber die Prinzessin war zumindest durch die sogenannte Sozialhilfe für weitere zwanzig Jahre abgesichert - weil sie ein Kind geboren hatte - bis die Sozialhilfe dann in die weniger üppige „Herz Fünf Hilfe“ überging, aber sie war halt sehr genügsam und aß eben weniger, um sich ihre schlanke Figur zu erhalten und sich manchmal exlusive Klamotten kaufen zu können, wie es einer Prinzessin mit Stil eben zustand...

Es war einmal ein Prinz. In seiner Jugend war er sehr verwegen, weswegen er sich bei den "Red Marines" verpflichtete, einem Kriegerverein zur Verteidigung des Volkes. Dieser Verein bescherte ihm die schönsten Erinnerungen seines Lebens - bis er seine erste große Liebe kennenlernte. Leider missgönnte ihm das eifersüchtige Mädel die großartigen Reisen in fremde Länder. Und so beschloss er also, auf die "Red Marines" zu verzichten und stattdessen einen schweißtreibenden Job anzunehmen. Irgendwann hatte seine Geliebte die Nase voll, weil er wohl zu oft zu Hause war. Sie suchte sich einen anderen, und er war ziemlich fertig. Trieb sich jahrelang herum, hatte mit vielen Frauen Verhältnisse, aber entweder bedeuteten sie ihm nichts, oder sie waren zu reich für ihn, denn er hatte schwere Komplexe, was sein Gehalt und seinen Stand anbetraf. Viele Jahre später aber lernte er eine Frau kennen, die kompliziert genug war, um sich in sie zu verlieben, und ihr Gehalt war auch nicht bedrohlich hoch. Leider war ER nicht kompliziert und gefühlvoll genug, um zu erreichen, dass SIE sich in IHN verliebte. Langsam aber sicher wurde er abserviert, und das traf ihn hart. So hart, dass er innerlich wabbelig wurde und sich zum Ziel setzte, unbedingt heiraten zu wollen...

Eines Tages trafen sich die beiden, die Prinzessin und der Prinz. Die erste Begegnung verlief ziemlich schlapp. Keiner fand irgend etwas an dem anderen. Erst später wurde die Prinzessin auf ihn aufmerksam. Er hatte nämlich gesagt, er wäre romantisch! Er hatte das natürlich nur erwähnt, weil er neuerdings im Internet eine Kontaktbörse besuchte, und dort hatte man exakt festgestellt, dass er romantisch und treu wäre... Er glaubte selber auch daran, denn genau das hatte er einer neuen Internetbekanntschaft mitgeteilt, der er sich sehr vertraut fühlte. Leider war sie für seinen Geschmack ein bisschen groß, aber der Sex mit ihr war überwältigend gewesen...

Warum tun wir uns nicht zusammen, schlug die Prinzessin ihm vor. Er ging darauf ein, obwohl sie nicht sein Typ war und obwohl er noch Kontakt mit der geilen Internetbekanntschaft hatte. Er schwärmte eigentlich mehr für vollbusige Weiber, und die Prinzessin war eher zart und mager in dieser Beziehung, obwohl sie ein bezauberndes Gesicht hatte. Natürlich war es nicht mehr so schön wie vor zwanzig Jahren, aber immer noch sehr anziehend.

Aber er ging darauf ein, und sie verbrachten ein Wochenende zusammen, in romantischer Beziehung. Was für den Prinzen hieß: Sie stiegen irgendwann zusammen ins Bett. Und für die Prinzessin hieß es wohl das gleiche.

Aber die Prinzessin war enttäuscht, nein nicht sexuell enttäuscht, denn der Prinz hatte einiges drauf, was sie in dieser Art noch nicht erlebt hatte. Aber der Prinz hatte sich nicht in sie verliebt. Er würde sie nicht zum Traualtar führen. Sie konnte sich ihr weißes Brautkleid abschminken. Aber trotzdem konnten sie Freunde bleiben. Sie waren ja schließlich beide Singles. Und sie hatten viel Zeit. Quatsch, sie hatte nicht mehr so viel Zeit. Er hatte mehr Zeit, denn er war viel jünger als sie, und die Zeit geht angeblich auch viel milder mit den Männern um...

Und während die Prinzessin immer noch auf ihren Traumprinzen und der Prinz immer noch auf seine Traumprinzessin wartete, pflegten sie ihre Freundschaft, pennten miteinander und waren guter Dinge.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann pennen sie noch heute miteinander.

ENDE

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